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Channel: Zoo(er)leben im Norden
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Tierpark CUX-Art, Beverstedt

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"Ein Tierpark im Aufbau", diese Formulierung fiel mir beim Posten von Zoo-News ins Auge. Was sollte ich mir darunter vorstellen? Leere, halbfertige Gehege und nur ein paar schon bezogen? Neugierig war ich ja schon immer und abenteuerlustig obendrein. Nur mit den Terminen passte das nicht immer so richtig, weil der Park nur an bestimmten Tagen für wenige Stunden geöffnet ist. Bei einem Besuch im Zoo am Meer hatten wir auf dem Rückweg schon einmal die Anfahrt erkundet.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Erhalt von bedrohten Haustierrassen. Dazu kommen einige Wildtierarten, wie Marderhund und Silberfüchse.

Pfingsten passte es dann endlich. Wir waren sogar etwas zu früh dran, aber die nette Dame, die gerade die provisorische Kasse aufbaute, ließ uns rein. Der Eintritt von 3 EUR/Erwachsener und 1 EUR für einen ordentlichen Sack Obst und Gemüse zum Verfüttern überraschte positiv.

Der erste Eindruck: Nicht besonders positiv, denn der Eingangsbereich starrte vor Dreck und erinnerte daran, dass wir uns auf einem ehemaligen Bauernhof befinden.

Dieser wurde vor wenigen Jahren in den "Kulturhof Heyerhöfen" umgestaltet und wird für die verschiedensten Veranstaltungen (Konzerte, Lesungen usw.) genutzt. Die Tiere versorgen scheinbar der Chef höchstpersönlich Tierarzt Dr. Heinz-Christian Steiner und einige Kinder der Umgebung.

Als ich aus der einzigen (!) Toilette (sehr sauber und geräumig) kam, ging die Tür nicht richtig zu. Daraufhin wurde mir erzählt, dass sich ein freilaufendes Schwein dort einst hinein verirrt habe und erst nach intensiver Suche am nächsten Tag gefunden wurde. Also aufpassen bei der Nutzung, dass hinterher auch die Tür korrekt verschlossen ist.


Ohne Vorwarnung standen wir dann vor einer der Attraktionen des Parks: Ein freilaufender zahmer Emu. Ich muss zugeben, ich habe da erstmal geschluckt und Abstand gesucht. Die Fußklauen machen immerhin den Verwandten der Dinosaurier alle Ehre. Aber der Vogel schaute nur interessiert auf das Futter. Das Arrangement ergänzte ein Nutria, mit Gewichtsproblemen. Der Nager zeigte uns kurz darauf den Grund: Sein Lieblingsplatz ist die Futterraufe der Gänse, dessen Inhalt es für sich beansprucht.



Die Gänse, Pfauen und Puten haben sich mit dem Nutria aber scheinbar friedlich geeinigt. Streit gab es jedenfalls nicht und so ein Schnabel kann sich auch gegenüber diesem "Gast" durchsetzen.

"Das ist wie auf einem normalen Bauernhof.", meinte mein Anderer und zog guter Dinge weiter. Ich muss sagen: Er behielt recht. Schon ein paar Schritte weiter, vorbei an Schafen, die gerade erst geschoren worden waren, hätten wir freilaufenden Schweinen begegnen können - wenn die nicht gerade den Tag in ihrem Stall verschlafen hätten. Es sei dem Borstenvieh gegönnt. Ihre Nachbarn machten das locker wett: Frettchen bzw. Iltisse. Und die waren auch noch besonders neugierig. Ob die Hühner, die es sich auf dem Zaun darüber gemütlich gemacht haben, übrigens wissen, was die Leibspeise dieser Raubtiere ist?




Kurz danach führen Bohlenwege über das Moor. Vorbei an einer großen Biberburg (Bewohner ließen sich nicht blicken) mit modernem Kunstobjekt oder verfressenen Lamas und Nandus, wurde es sehr belebt. Fischotter haben hier ein traumhaftes Domizil. Entsprechend munter zogen sie ihre Bahnen in der Entengrütze.



Auf einem Strohhaufen döste eine wahre Schönheit: ein weißer Enok. Die Marderhunde sind Neozoen, d. h. tierische Einwanderer aus Asien. Sie sind Allesfresser, wie die Waschbären, mit denen sie auch häufig verwechselt werden. Aufgrund ihres Fells sind sie auch in Pelzfarmen gezüchtet worden und das in verschiedenen Farbschlägen. Bei allen bin ich der Meinung: "Dem Tier steht der Pelz mit Abstand am Besten." Dennoch: So hübsch sie auch aussehen. In der freien Natur haben sie keine natürlichen Feinde, was ihren Bestand sprunghaft steigen lässt. Im Hinblick auf die ursprüngliche Artenvielfalt muss der Mensch tatsächlich eingreifen, damit z. B. Bodenbrüter wie Kiebitz, Wiesenweihe oder Feldlerche nicht verdrängt werden.



Da wir keinen Wegeplan bekommen hatten (gibt es wohl auch noch nicht), dachten wir zunächst, dass wir mit der Sackgasse im Wald schon am Ende angekommen seien. Darin täuschten wir uns, denn ein geschlossenes Gatter sollte nicht uns aus-, sondern die Nandus einsperren. Der Bohlenweg führte uns nämlich schnurstracks barrierefrei zu den südamerikanischen Laufvögeln. Nach den Erfahrungen von anderen Tierparks frage ich mich allerdings, wie lange das so bleibt. Im Grunde spricht nichts dagegen. Aber zu oft kommt da dem guten Willen die Unvernunft mancher Menschen in die Quere.

Weiter ging es vorbei an faulen Polarfüchsen, die sich malerisch auf einem Hügel fläzten.

Wir hatten inzwischen den Eindruck gewonnen, dass die Natur hier die Planung übernommen hatte und der Tierpark nur noch die Wege danach gesetzt hat, so organisch fügen sie sich in die Moorlandschaft.

Spontan schaute ich mich nach Libellen um bei soviel stehenden Gewässern. Und prompt schwirrte die erste an mir vorbei. Das kann man nicht künstlich erzeugen. Die kommen nur, wenn alles zusammenpasst. Und wenn dann noch eine Hirschkuh ihren Kopf aus dem hohen Gras hebt, ist die Illusion perfekt.


Neugierig mussten wir natürlich auch die Moorhütte inspizieren, die nur scheinbar aus Torf errichtet worden ist. Die darin hausenden Eulen konnten wir in der Dunkelheit nicht entdecken.



Die Lamas hatten ein von Besuchern offen gelassenes Gatter genutzt und diese Idylle erobert. Soviel sattes Grün muss ja auch verführerisch sein. Ich will bloß nicht diejenige sein, die sie anschließend wieder vom eigenen Stall überzeugen musste.



Wir näherten uns wieder den Hauptgebäuden und damit der Abteilung "Seltene Haustierrassen". Das Wollschwein fühlte sich auf jeden Fall sauwohl.



Überraschung: Es gibt auch eine Storchenwiese (allerdings so zugewuchert, dass sie kaum zugänglich ist) und ein Gehege für die asiatischen Kurzkrallenotter.



Gerne machten wir auch die Fütterrunde mit. Hier gab es leider eine kleine Tragödie. Das Minnesota-Minischwein "Peggy" hatte kurz zuvor sieben knuffige Ferkel auf die Welt gebracht. Für die Kinder unter den Besuchern wollte Dr. Steiner das kleinste und zutraulichste Ferkel zum Streicheln einfangen. Doch trotz intensiver Suche fand es sich nicht an. Es wurde der Verdacht geäußert, dass es ein Besucher mitgenommen hat.

Wir entdeckten auch den neuesten Nachwuchs von Silberfüchsin Fuchsi, die daher besonders scharf auf die angebotenen Eintagsküken war. Der Vater des Kleinen, ein Red-Amber, hielt sich da mehr im Hintergrund. Wie ich gerade lerne, ist der Silberfuchs eine Variante des Rotfuchses, also kein Polarfuchs. Man lernt nie aus.



Leider ließ das Wetter keine Fortsetzung dieses Spaziergangs zu. So haben wir nur am Rande mitbekommen, dass es auch noch Volieren mit Eulen gibt. Es begann zu schütten und wir waren froh, dass wir den Nachmittag im Café bei sehr leckerem Kuchen ausklingen lassen konnten.

Ein Wiederkommen ist Ehrensache. Dazu ist das Konzept, besonders der Moor-Rundgang, zu außergewöhnlich.

Die Bilder findet ihr, wie gewohnt, auf Facebook und Flickr.

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