Nachdem mein Anderer im letzten Jahr die Gelegenheit hatte bei einem Tag der offenen Tür die Arbeit des "Papageienschutz-Centrum Bremen e. V." kennen zu lernen, klappte es für mich endlich auch.
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Im Stadtteil Findorf, umgeben von Schrebergärten, ist durch die Unterstützung vieler Spender, aber auch der Artenschutzbehörde (Förderung läuft leider in diesem Jahr aus), aus einer alten Gärtnerei ein Art "Gnadenhof für Papageien" geworden.
Wie schon im letzten Jahr teilte sich die Führung (3 EUR/Erw.) in drei Teile auf. Den ersten Teil übernahm Herr Hans-Hermann Braune, der zunächst auf die Geschichte und Entstehung des Vereins einging. Wer die Lebensbedingungen von freilebenden Papageien mit den Haltungsbedingungen in Privathaushalten ansehe, sähe, mit welchen Qualen für die Tiere dies einher ginge. Auf jeden Fall sollten sie nie einzeln gehalten werden. Es sind Schwarmvögel, die den sozialen Kontakt untereinander brauchen. Ein sprechender Vogel (kommt nur in Einzelhaltung vor), der einen Artgenossen als Partner bekommt und in die Gruppe integriert wird, verliert diese Verhaltensweise und allerhöchstens in Stresssituationen rutscht ihnen noch ein Wort heraus, "dass dann allerdings kein Kompliment für den Vorbesitzer ist" (Zitat Hr. Braune).
Wer schon einen Papagei besitzt, findet hier Anleitungen, wie er für seinen Liebling den "Dschungel ins Haus" holen kann. Besonders muss auf eine schimmelfreie Umgebung geachtet werden, da die Luftsäcke der Vögel sehr empfindlich darauf reagieren.
Entsprechend karg ist der Quarantäne-Raum eingerichtet. Mangels Neuzugängen konnten wir uns ein bisschen umschauen. Sehr wichtig sind die im Raum hängenden Äste. Metallstangen schaden den Füßen und bieten ja auch keinen Anreiz zum Knabbern und Schnabel wetzen. Zusätzlich wurden pastellfarbene (Papageien lieben diese Töne) Bettbezüge in Streifen gerissen und zu langen Seilen verflochten. Das dient nicht nur zur Befestigung, sondern kann feucht auch die Raumluft regulieren. Dazu dient auch das große Betttuch, das vor der Außenwand hängt.
Weiterer wichtiger Bestandteil sind ein Nistkasten als Rückzugsmöglichkeit, eine Schale mit Erde und ein paar Futterpflanzen, sowie Pappkartons als Beschäftigung.
Danach übernahm in der Futterküche Frau Elisabeth Willich-Braune die Führung. Es wurde klar, was alles bei den einzelnen Individuen, die ihrer Pflege anvertraut wurden, zu beachten ist. So gab es ein großzügiges Angebot, nach dem Abriss eines alten Gewächshauses ("Da durften noch nicht einmal wir rein, so verseucht war es.") ein neues zu errichten und gleich noch die Kosten für die Tierpfleger zu übernehmen. Die Bedingung konnte jedoch nicht umgesetzt werden. Es sollten auf einen Schlag 20 Aras aufgenommen werden, was auf den ersten Blick hätte realisiert werden können. Doch die Amazonen machten hier einen dicken Strick durch die Rechnung. Aufgrund ihrer psychischen Defekte hätten sie die größeren und behäbigeren Aras in kürzester Zeit komplett zerbissen.
So wurde anstelle der baufälligen Ruine nun ein schöner Garten mit Futterpflanzen für die Vögel angelegt.
Beeindruckend auch das breite Spektrum an Futter. Sogar Rosen und Kapuzinerkresse gehören neben Sämereien, Obst und Gemüse dazu. Als Medikamente kommen auch Bachblüten zum Einsatz. Alle acht Tierpfleger hätten mit der Zeit viel hinzugelernt.
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In den Behandlungsraum konnten wir nicht rein. Denn dort saß Robert, ein Graupapagei, der erst hier von einer Artgenossin gelernt hat, was ein Papagei frisst. Eben keine Smarties und Rollbraten,
sondern Sämereien und Obst. Aufgrund dieser Fehlernährung ist er fast blind und musste erstmal kräftig abspecken. Aktuell war er an einer Kralle verletzt und brauchte seine Ruhe. Die wir selbstverständlich respektierten.
Bevor wir dann die dritte Etappe antraten, mussten Mützen und Kappen abgesetzt werden und alle roten Kleidungsstücke entweder in der Küche gelassen oder abgedeckt werden ("Wir hatten mal zehn von den Jacken, jetzt sind es nur noch drei.").
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Die Freiflughalle ist in verschiedene Reviere aufgeteilt. Für uns waren zwei sichtbar: Das der Graupapageien und das der Amazonen. Für geübte Augen wurden auf Tafeln jeweils Art und Namen mit Fotos vorgestellt. Weiter hinten ist das Revier für die Flugunfähigen und ihre Partner. Die charmante "hauptamtliche" Tierpflegerin erzählte uns von einem kleinen Wunder, das sich kürzlich ereignet hat. Nach drei Jahren, in denen sie bereits die Hoffnung aufgegeben hatten, entdeckte eine Amazone plötzlich, wie man fliegt. Seitdem entdecke sie mit ihrem (schon immer flugfähigen) Partner ihre kleine Welt. Diese sei zwar noch immer nicht artgerecht, doch immerhin besser als die Haltung zuvor.
Dabei haben es die Vögel hier wirklich gut. Sie haben jeweils einen Partner (soweit möglich jeweils Henne und Hahn), eine weite Halle zum Fliegen, dezente UV-Lampen und viele Pflanzen zum Knabbern und Verstecken. Und das machte es auch anfangs so schwer, den einen oder anderen Vogel zu entdecken. Es wurde jedoch leichter, als der erste Schwung von Besuchern wieder raus ging und es somit wieder ruhiger wurde. Selbst der sonst so schüchterne Maya, ein Mohrenkopfpapagei, kam nach vorne und präsentierte sich perfekt zum Fotoshooting. Sein Partner ist eine Venezuela-Amazone. Beide putzten sich immer wieder zärtlich. Diese sozialen Kontakte sind für die intelligenten Vögel lebenswichtig.
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Was dabei herauskommt, wenn das fehlt, sahen wir bei den Graupapageien. Ein Schild wies darauf hin, dass man auf Nelly weder reagieren darf und schon gar nicht mit ihr sprechen sollte. Sie ist so auf den Menschen geprägt, dass sie sich die eh schon wenigen Federn auch noch ausrupfen würde. Der ganze Rumpf ist nackt und nur Kopf und Flügeln sind befiedert. Inzwischen hat sie auch eine Freundin gefunden. "Wir haben in diesem Gehege eine Überzahl von weiblichen Tieren. Bei den beiden ist das aber nicht so schlimm, da sie noch nie Interesse an einem Hahn gezeigt haben.", so ihre Pflegerin.
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Mit dem Hinzukommen von neuen Tieren ändert sich jedoch immer wieder das soziale Gefüge im Schwarm. Teilweise würden Paare neu gebildet und die Rangfolge neu festgelegt. Deshalb dauere die Integration auch immer so lange.
Nach ungefähr einer Stunde traten wir dann wieder den Weg nach draußen an. So viele Informationen mussten erstmal verarbeitet werden.
Mein letzter Blick fiel auf einen Käfig draußen. Nein - diese engen Behältnisse sollten schnellstmöglich verschwinden. Und selbst bei Zoobesuchen werde ich wohl die Volieren aus anderer Sicht betrachten.
Wer noch mehr sehen will, kann dies wie gewohnt auf Facebook und Flickr.
Wer die Arbeit des Papageienschutz-Centrum Bremen unterstützen will, sei die Homepage des Vereins ans Herz gelegt. Habt ihr auch solche Einrichtungen bei euch? Wart ihr schon einmal dort?

Wie schon im letzten Jahr teilte sich die Führung (3 EUR/Erw.) in drei Teile auf. Den ersten Teil übernahm Herr Hans-Hermann Braune, der zunächst auf die Geschichte und Entstehung des Vereins einging. Wer die Lebensbedingungen von freilebenden Papageien mit den Haltungsbedingungen in Privathaushalten ansehe, sähe, mit welchen Qualen für die Tiere dies einher ginge. Auf jeden Fall sollten sie nie einzeln gehalten werden. Es sind Schwarmvögel, die den sozialen Kontakt untereinander brauchen. Ein sprechender Vogel (kommt nur in Einzelhaltung vor), der einen Artgenossen als Partner bekommt und in die Gruppe integriert wird, verliert diese Verhaltensweise und allerhöchstens in Stresssituationen rutscht ihnen noch ein Wort heraus, "dass dann allerdings kein Kompliment für den Vorbesitzer ist" (Zitat Hr. Braune).


Weiterer wichtiger Bestandteil sind ein Nistkasten als Rückzugsmöglichkeit, eine Schale mit Erde und ein paar Futterpflanzen, sowie Pappkartons als Beschäftigung.





sondern Sämereien und Obst. Aufgrund dieser Fehlernährung ist er fast blind und musste erstmal kräftig abspecken. Aktuell war er an einer Kralle verletzt und brauchte seine Ruhe. Die wir selbstverständlich respektierten.









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Ein Timneh-Graupapagei - selbst in Zoos eine Rarität |
Nach ungefähr einer Stunde traten wir dann wieder den Weg nach draußen an. So viele Informationen mussten erstmal verarbeitet werden.
Mein letzter Blick fiel auf einen Käfig draußen. Nein - diese engen Behältnisse sollten schnellstmöglich verschwinden. Und selbst bei Zoobesuchen werde ich wohl die Volieren aus anderer Sicht betrachten.
Papageien müssen fliegen!
Wer noch mehr sehen will, kann dies wie gewohnt auf Facebook und Flickr.
Wer die Arbeit des Papageienschutz-Centrum Bremen unterstützen will, sei die Homepage des Vereins ans Herz gelegt. Habt ihr auch solche Einrichtungen bei euch? Wart ihr schon einmal dort?